News

14. August 2012

SOLie am Staatsfeiertag 2012

„Um Berührungsängste überwinden zu können“
Special Olympics Liechtenstein stellt am 15. August bereits zum elften Mal einen Stand. Durch die Präsenz am Staatsfeiertag soll nicht zuletzt die Integration von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft weiter gefördert werden.
Von Marco Pescio
Als sich nach 2001 und der offiziellen Gründung von Special Olympics Liechtenstein (SOLie), der nationalen Vertretung eines internationalen Sportprogramms für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung, die Organisation in den darauffolgenden Jahren um Bekanntheit und Anerkennung im Lande bemühen musste, „kam der Staatsfeiertag gerade recht“, wie SOLie- Mitarbeiterin Marion Nigg erklärt. Ein Stand am Liechtensteiner Staatsfeiertag hätte eine ideale Möglichkeit dargestellt, in der Region auf sich aufmerksam zu machen. Mittlerweile sei die Bewirtschaftung eines Standes am 15. August gar zur alljährlichen Tradition geworden. „Nun kennen uns die Leute und erkundigen sich nach uns“, meint Nigg weiter.
Dass die Teilnahme an den nationalen Feierlichkeiten eine gewisse Vorbereitung mit sich bringt, sind sich die Mitarbeiter von SOLie bewusst. Den Mehraufwand nehmen sie dabei gerne in Kauf, dies im Wissen, sich Jahr für Jahr auf zahlreiche freiwillige Helfer verlassen zu können. Als inzwischen bewährter Standbetreiber kann SOLie indes in der Planung auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen. „Bereits zum elften Mal sind wir nun mit dabei, wir kennen die genauen Abläufe der Vorbereitungen ziemlich gut“, so Nigg. Am alljährlichen Programm möchten die Verantwortlichen bewusst nicht gross etwas verändern. So wird auch in diesem Jahr erneut „Kaffee und Kuchen“ angeboten. Hierbei darf die Organisation vor allem auf die Unterstützung vieler Familien zählen. „Die Familien und unsere Athleten lassen sich beim Kuchenbacken immer wieder etwas einfallen. Sie sind wirklich sehr kreativ.“ In den elf Jahren haben Nigg und Co. schon alles erlebt. Doch Wetterkapriolen aller Art, sei es strömender Regen oder brütende Hitze, taten der guten Stimmung rund um den SOLie-Stand niemals einen Abbruch.
Kontakt mit den Athleten herstellen
Überdies bieten die Standbetreiber von Special Olympics Liechtenstein kleinere Merchandise-Produkte wie Bälle oder kleine Anhänger zum Verkauf an. Mit Flyern und Infobroschüren möchte man zudem die Gesellschaft über die Absicht der Organisation informieren. Genau darin besteht am diesjährigen Staatsfeiertag nämlich das Hauptziel von SOLie: Durch die Präsenz am grossen Fest in der Vaduzer Innenstadt erhofft sich Nigg, dass die zahlreichen Besucher an ihrem Stand Halt machen, sich für die Organisation interessieren und so auch mit den anwesenden Athleten in Kontakt kommen. „Die Vorfreude unserer Sportler ist riesig. Sie freuen sich immer wieder, neue Leute kennenzulernen. Vor allem wenn auch noch der Fürst höchstpersönlich vorbeischaut, finden sie das sehr cool.“ Eine Begegnung mit dem Liechtensteiner Staatsoberhaupt oder seiner Familie würde für alle das „Highlight“ darstellen.
Jedem Athleten wird frei zur Wahl gestellt, ob er ebenfalls beim Stand mitwirken will, oder nicht. Die Möglichkeit sich einmal in der Öffentlichkeit zu präsentieren und womöglich auf das eine oder andere bekannte Gesicht zu stossen, lässt sich allerdings kaum jemand entgehen. „Es ist natürlich gut möglich, dass die Familie oder gar die ganze Verwandtschaft der Athleten dem Stand einmal einen Besuch abstatten. Das ist das Schönste für sie und freut sie ungemein. Deshalb helfen sie wirklich gerne mit“, spricht Nigg aus Erfahrung. Dadurch, dass die Leute auf diese sympathische Art und Weise auf Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung treffen, würde automatisch auch die Integration in die Gesellschaft gefördert. Berührungsängste können so überwunden und das Selbstvertrauen der Athleten gestärkt werden. „Solche Dinge sind viel wichtiger und nachhaltiger, als finanziellen Profit aus der Veranstaltung zu ziehen“, erklärt Nigg und unterstreicht damit noch einmal die Philosophie von Special Olympics Liechtenstein. Als „Non-Profit-Organisation“ setzt sich SOLie nicht etwa zum Ziel, möglichst viele Einnahmen zu generieren. Vielmehr soll die Eingliederung in die Gesellschaft weiter vorangetrieben werden. Diese ganz und gar nicht wirtschaftliche Denkweise rückt auch am Staatsfeiertag wieder in den Mittelpunkt. Allfällige neue Gönner dürften sich gerne beim SO-Lie-Stand melden, ausschlaggebend für die Teilnahme am 15. August sei dies jedoch nicht gewesen. „Spendengelder nimmt natürlich jeder gerne an, wichtig ist aber, dass sich die Leute bei diesem Anlass einmal von jenen Sportlern ein Bild machen können, von denen sie immer wieder in den Zeitungen lesen“, so Nigg.
„Nun gehören wir dazu“
Als die Organisation vor elf Jahren noch in den Kinderschuhen steckte, sei man der Organisation „eher skeptisch oder zurückhaltend“ begegnet, berichtet Nigg über die damals gemachten Erfahrungen. Dies habe sich im Verlaufe der Jahre aber zusehends geändert: „Nun fühlen wir uns akzeptiert und gehören dazu.“ Gemäss Nigg fühle sich Special Olympics Liechtenstein verantwortlich, das Sportprogramm so interessant wie möglich zu gestalten: „Wir haben den klaren Auftrag, den Athleten ein sportliches Freizeitangebot zu ermöglichen und gleichzeitig auch entsprechende Wettkämpfe zu organisieren.“ Die 101 Sportler von jung bis alt werden derzeit von 35 Trainern betreut. Ein jeder ist dabei mit viel Freude und Hingabe dabei. Das Trainersein sei mit vielen Emotionen verbunden, berichtet Nigg und meint: „Wenn ein Athlet gewinnt, ist die Freude riesig. Dasselbe gilt aber auch für eine Niederlage, dann ist die Enttäuschung umso grösser. Für uns Betreuer bedeutet dies dann, die Sportler aufzubauen und ihnen wieder Mut zuzusprechen.“  Als Trainer fiebere man da automatisch mit. „Wenn man einmal dabei war, kommt man nicht mehr los“, schmunzelt sie.
Breite Palette an Sportarten
Dass SOLie mittlerweile im Land Liechtenstein einen sehr grossen Stellenwert geniesst, ist nicht zuletzt auf die grossen Bemühungen der Organisations-Verantwortlichen zurückzuführen. Unter der Schirmherrschaft von Prinzessin Nora von und zu Liechtenstein baute SOLie ein breites Sportprogramm für Menschen mit Unterstützungsbedarf auf. „Es gibt verschiedene Trainings pro Woche. Da ist für jeden Athleten etwas Passendes dabei“, meint Nigg. Mit Langlauf, Ski Alpin, Unihockey, Boccia/Pétanque, Schwimmen, Rad/Bike, Tennis und Fussball werden derzeit acht Sportarten angeboten. Neu wurde in diesem Jahr Tennis aufgenommen und das Kinderangebot wird durch Polysport-Aktivitäten ergänzt werden.
Im Mittelpunkt steht dabei während der Ausübung der verschiedenen Sportarten der Spass. „Um Leistung geht es aber auch. Es soll aber jeder die Möglichkeit bekommen, auf seinem eigenen Niveau Sport zu treiben, egal wie gross sein Unterstützungsbedarf ist“, erläutert sie weiter. Dementsprechend angepasst wird auch das System an den Wettkämpfen. So werden beispielsweise bei einem Schwimm-Wettbewerb die Athleten anhand ihrer geschwommenen Zeit in Gruppen von maximal acht Personen unterteilt, in welchen in der Folge dann jeweils ein Medaillensatz vergeben wird. So würden alle die Chance bekommen, um Edelmetall zu kämpfen. „Die Leistung ist letztlich bei allen unseren Sportlern gegeben. Der eine ist schneller, der andere langsamer, aber geleistet haben am Ende alle viel.“ Daran angelehnt ist auch der offizielle Slogan der internationalen Special Olympics-Bewegung: „Lasst mich gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst es mich mutig versuchen.“

Teile diese Geschichte, wähle deine Plattform!